„Monument“
Beitrag zu den Katalogen „R. Hanke“, 1979 und „R. Hanke – mehrschichtig“, 1980
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Die Arbeit „Monument“ ist die erste, in der ich versucht habe, konsequent die unterschiedlichen Wirkungen formaler Mittel durchzuspielen und für unterschiedliche Aussagen zu nutzen. Gleichzeitig wurde das Prinzip der Reihung und Austauschbarkeit, das sich in „Gewichte“ andeute, tragendes kompositionelles Mittel – da ich beide Faktoren für viele Phänomene unserer Gesellschaft, u.a. auch für Denkmäler, für symptomatisch halte.
Die Arbeit besteht aus acht Einzelteilen, zu je vier und zwei Reihen untereinander angeordnet. Und zwar sind jeweils die vier oberen Teile von gleicher Größe im übersteigerten Hochformat und die vier unteren im leichten Querformat. Die oberen Teile ergänzen sich vom Format mit den unteren zu vier Bildern, die aneinandergereiht wieder ein Ganzes ergeben. Die oberen Bildteile zeigen ein aufgerichtetes, leeres, in Briefform gefaltetes Blatt Papier – das Monument – auf der Deckplatte eines Sockels. Die Unterteile sind Sockelvariationen. Es fällt auf, daß in den oberen Einzelteilen die Umrißform der Monumente gleich bleibt. Ebenso setzen sich auch die Kantenlinien der Sockelplatte in den Kanten der Sokelvariationen in den unteren Bildteilen fort. Dadurch ist das „Monument“ zwar eine persönliche, wenn auch nichtssagende und leicht verletzliche Botschaft – es wird jedoch grundsätzlich austauschbar. Eigenartig ist, daß alle gleich „inhaltsleeren“ Monumente wieder zu einem inhaltlich gefüllten Bildganzen verschmelzen. Ein Grund: Die Blätter sind zwar oberflächlich leer, in ihren Erscheinungsform jedoch immer anders definiert – als harte, reine Umrißlinie, als grob strukturierte Fläche (wobei die Struktur mehr Selbstwert hat als die Umrißform, als „wirkliches“ Blatt Papier. in dem die Binnenzeichnung sich der Form unterordnet) und als nebelhaft Verschwimmendes. Dadurch gewinnt das zwar oberflächlich inhaltsleere Monument eine zweite, tiefere Dimension. Die Sockelvariationen verweist auf die Bedeutung für den Betrachter. Das gleiche Monument kann für ihn als verschwommenes Etwas genauso Bedeutung bekommen wie als Form, in dem „Raum und Material wirklich“ sind, oder wie als Kunstgebilde, in dem „Zeichen“ und „Bezeichnetes“ – Blatt Papier auf einem Blatt Papier – letztlich eins und doch für das Bewußtsein verschieden sind, nur durch eine dünne Linie getrennt. Dieser Aspekt wird noch einmal umgesetzt in den „Gründen“, den Unterteilen. Hier wird vordergründig gespielt mit – teils unsinnigen, teils widersinnigen – Möglichkeiten, einem Sockel zu gestalten. Es ist jedoch die Frage nach dem, was „sich unter dem Rahmen abspielt“, den Sinngebungen des Monuments, die dem „Oberen“ erst ihre Stoßrichtung geben. Ich glaube, für dieses Thema sind recht zweifelhafte „Gründe“ angemessen. Gründe, die das obere von der Materialität, Räumlichkeit oder psychologischen Wirkung noch einmal in Frage stellen. Und durch die konsequente Gleichschaltung werden alle Einzelteile in ihrem Selbstwert eingeschränkt, sie werden austauschbare Objekte.r. hanke, 1979